Die Letzten der Familie

Bei Führungen im Mihler Museum im Rathaus werde ich immer wieder einmal gefragt nach der Familie von Harstall. Gibt es die Familie heute noch oder ist diese im männlichen Stamm ausgestorben.

Bei der Beschäftigung mit der Familiengeschichte stieß ich auf eine lange Zeit unbeachtete Spur. Diese führt bis zu den „drei Harstallsschwestern“, die lange Zeit in Frankenroda lebten.

Aber der Riehe nach:

Teil 1: Die drei adligen Frauleins

Betrachten wir nochmals den Stammbaum am Ende des 19. Jahrhunderts:

August Karl von Harstall (1815 – 1893), verheiratet mit Ida Hänert (1827 – 1910) hatte drei Söhne. Karl, 1859 geboren, übernahm im Jahre 1893 das Rittergut Rotes Schloss. Der zweitgeborene Sohn Ernst Adalbert (1862 – 1923) schlug die militärische Laufbahn ein. Schon sehr früh verließ er Mihla und nachdem er zum Offizier ausgebildet war, muss er wohl alle Brücken zu seiner alten Heimat abgebrochen haben, In allen Familienaufzeichnungen werden er und seine Kinder nicht mehr erwähnt.

Dritter und jüngster Sohn des August Karl war schließlich Berthold, der 1864 geboren wurde und es bis zum Versicherungsagenten brachte. Er starb bereits recht früh, im Jahre 1907.


Otto Binswanger erhielt 1882 die Stelle als Außerordentlicher Professor der Psychiatrischen Universitätsklinik. 1891 wurde er zum Ordentlichen Professor für Psychiatrie ernannt und leitete die Psychiatrische Universitätsklinik bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1919.
Binswanger wurde im April 1911 zum Prorektor der Universität Jena gewählt und erhielt den Titel eines Medizinalrates und schließlich den des Geheimen Medizinalrates. Einer seiner namhaften Patienten war Friedrich Nietzsche, Sammlung Bienert, Frankenroda.

Schauen wir uns zunächst die Familie des ältesten Sohnes, Karl an. Karl selbst machte schon zwei Jahre nach der Übertragung des Rittergutes Rotes Schloss bankrott.

Allerdings konnte er durch den Verkauf an den Jenaer Professor Binswanger (1852 – 1929) seine Schulden abtragen. Binswanger führte das Rittergut Rotes Schloss zu neuem Glanz und brachte Mihla durch seine Geldanlagen einigen Wohlstand.

Karl von Harstall zog mit seiner Frau Johanna Luise, einer geborenen Bardowyck, nach Eisenach. Er erwarb dort ein Hotel und führte bis zu seinem Tode ein gutbürgerliches Leben.

Drei seiner vier Kinder, die Töchter Magdalena, Johanna und Lise, waren noch in Mihla geboren worden. 1903 kam mit Hans Wilhelm endlich der lang erhoffte Sohn hinzu. Er kam in Eppenhain zur Welt, wo sich die Familie damals aufhielt.


Die „Adligen Fräuleins” in ihrem Zufluchtsort, dem Wohnhaus der Bäckerfamilie in Frankenroda, aufgenommen Mitte der 50er Jahre.
In der Mitte die Witwe Johanna Luise, umgeben von ihren Töchtern Magdalena, Johanna und Lise (Ilse Gertrude),

Ortsarchiv Mihla.

Die Familie musste erleben, dass sich die drei Mädchen nicht vermählten. Sie wohnten lange Zeit gemeinsam in Eisenach, wo der Vater ein kleines Hotel betrieb. Dieses gemeinsame Leben wurde nur durch die unterschiedlichen Ausbildungsabschnitte der Mädchen unterbrochen. So hielt sich Johanna nach dem I. Weltkrieg mehrfach in Weimar auf.

Nach den Tode Karls im Jahre 1935 musste die Familie diesen Besitz bald räumen. In dem kleinen Werradörfchen Frankenroda fanden die vier „adligen Fräuleins“, wie man sie bald liebevoll nannte, ein neues Zuhause. Dort lebten die Frauen gemeinsam, bis der Tod sie in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts schließlich trennte. Sie fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem Eisenacher Friedhof.


Zwei der Harstallstöchter am Fenster im Frankenrodaer Wohnhaus, 70er Jahre.
(Fotos Museum im Mihlaer Rathaus).

Rainer Lämmerhirt

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